Montag, 23. September 2013

Das Pferd auf dem Balkon


Heute ging es richtig los mit dem Lucas Kinderfilmfestival. Der erste Film begann schon um 9.00. So früh bin ich noch nie im Kino gewesen. „Das Pferd auf dem Balkon“ war ab 8 Jahren empfohlen, so dass sich hauptsächlich Grundschulkinder mit mir in der Vorstellung befanden.
 
 
Meine beiden kleinen Sitznachbarn waren erst einmal alles andere als begeistert. Die Kinder bekommen Bewertungskarten für die Filme, um am Ende des Festivals den Publikumsliebling zu ermitteln. „Dem Film gebe ich gleich mal die Note 6,“ beschlossen sie schon vor Filmbeginn. „Aber warum denn?“ fragte ich vorsichtig. „Na, der ist ja nicht in 3D“ war die ebenso überraschende wie einleuchtende Antwort. Aber  nach anfänglichem Kichern und Späßen in den ersten Minuten waren die beiden, ebenso wir die restlichen Kinder im Kino, vollkommen gefangen genommen von diesem Film.

Der Junge Mika hat das Asperger Syndrom. „Wenn Sachen nicht so laufen, wie ich es gewohnt bin, dann werde ich sehr wütend“, sagt er über sich selbst. Seine alleinerziehende Mutter (toll gespielt von Nora Tschirner) und die alte Nachbarin kümmern sich liebevoll um ihn und nehmen Rücksicht auf seine Eigenheiten und Rituale. Aber in der Schule tut Mika sich schwer damit, Freunde zu finden. So verbringt er seine Zeit zuhause mit der elektrischen Eisenbahn und in der Welt der Zahlen, für die er eine große Begabung hat. Nur das Nachbarsmädchen Dana zeigt Interesse an Mika und verteidigt ihn gegenüber den Jungen aus seiner Schule. Eines Nachts sieht Mika ein leibhaftiges Pferd auf dem Balkon im Haus gegenüber stehen. Gemeinsam mit Dana geht er der Sache auf den Grund und lernt Sascha kennen, einen Mathematikprofessor, der das Pferd gewonnen hat und nun nicht weiß, wie er es wieder loswerden soll.
 
Was macht das Pferd in der Wohnung?
 

Schnell wird klar, dass Mika eine ganz besondere Beziehung zu dem Tier hat und sich zum ersten mal in seinem Leben richtig öffnen kann. Gemeinsam mit Dana kämpft er darum, das geliebte Tier behalten zu dürfen. Sascha möchte es lieber zu Geld machen, um seine Spielschulden bei zwei finsteren Gestalten zu begleichen. Die abenteuerliche Geschichte spitzt sich zum Ende hin vielleicht ein bisschen zu sehr Richtung „Krimi - Komödie“ zu, aber die Figuren sind durchweg toll getroffen und die Geschichte besticht gerade durch ihre manchmal leicht surrealen Züge und Bilder. Angesiedelt im winterlichen Wien erwärmt sie das Herz und lässt schon vorweihnachtliche Gefühle aufkommen.
 
Mika wird alles zu viel
 

Am Ende des Films konnten die kleinen Zuschauer Fragen an den anwesenden Regisseur Hüseyin Tabak stellen. Davon machten sie reichlich Gebrauch. Die Fragestunde hätte wohl noch ewig weitergehen können. Auch die wichtigste Frage ("Wie habt ihr das Pferd auf den Balkon gekriegt?") wurde natürlich beantwortet. Meine kleinen Sitznachbarn haben jedenfalls mächtig mit Mika mitgefiebert und am Ende zweimal Note 1 vergeben!

Da konnte ich mich nur anschließen. Also sehr empfehlenswert und ab nächster Woche auch im Kino – übrigens meiner Meinung nach durchaus auch für Kinder unter 8 geeignet.

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