Freitag, 14. Juni 2013

Tommy ist (k)ein Angsthase

Klaus Baumgart hat nicht nur "Lauras Stern" geschrieben und gezeichnet, sondern auch ein tolles Bilderbuch zum Thema Angst:


Baumhaus Verlag, Zürich, Frankfurt, Bruck 1997


Der kleine Tommy vor vielen Dingen Angst. Alle nennen ihn einen Angsthasen. Wenn Tommy seine Gummistiefel anziehen soll, dann versichert er sich erst einmal, ob sich nicht etwas darin versteckt hat. Wenn draußen die Sonne scheint, dann bindet Tommy vorsichtshalber einen Schal um, weil er Angst hat, sich zu erkälten. Eine kleine Spinne kann Tommy einen Riesenschreck einjagen. Nachts kann Tommy oft nicht schlafen, weil er sich vor den unheimlichen Geräuschen vor dem Fenster fürchtet. 




Auch das Baden bereitet Tommy Angst, deshalb trägt er immer einen Schwimmreifen. Sein größter Wunsch ist es, jemanden zu haben, der ihn beschützen kann. Zu seinem Geburtstag geht Tommys Wunsch in Erfüllung:
"Als er das Geschenk vorsichtig auspackt, streckt sich ihm eine kleine schwarze Nase entgegen. Hurra, ein Beschütz-mich-Hund! freut er sich."
Von diesem Tag an wird für Tommy alles anders. Mit dem Beschütz-mich-Hund hat er vor nichts mehr Angst. Gemeinsam mit seinem neuen Freund findet Tommy heraus, dass die unheimlichen Geräusche vor dem Fenster nur von den Blättern an den Bäumen kommen, die sich im Wind bewegen. Der Beschütz-mich-Hund hat keine Angst vor Spinnen und deswegen verschwindet auch Tommys Furcht. Der Hund schaut auch immer genau nach, ob sich etwas in Tommys Gummistiefel versteckt hat. Und auch vor dem Baden hat Tommy keine Angst mehr, wenn der kleine Hund ihn begleitet. 
Klaus Baumgart stellt in diesem Bilderbuch Ängste dar, die viele Kinder im Alltag haben. Alle versichern Tommy, dass er keine Angst zu haben braucht. Aber Tommys Angst bleibt bestehen. Erst durch den Hund lernt Tommy, die Dinge anders zu sehen. Er fühlt sich nicht mehr unverstanden. Er hat jetzt einen Freund, dem er alles anvertrauen kann und der ihn beschützt. Diese Situation können Kinder sicherlich gut nachvollziehen.




Erst auf der letzten Seite des Buches sieht man, hinter einem Aufklappbild, dass es sich gar nicht um einen echten Hund sondern um einen Spielzeughund auf Rollen handelt. Damit kommt ein weiterer wichtiger Aspekt hinzu: Das Kind erkennt, dass es gar nicht so sehr auf den Hund ankommt, sondern auf Tommy selbst, dem es gelingt, seine Angst aus eigener Kraft zu überwinden.

Auf diese Weise macht das Bilderbuch Kindern Mut, an sich selbst zu glauben. Wenn es sogar dem ängstlichen Tommy gelingt, seine Ängste zu überwinden, dann kann es eigentlich nicht so schwer sein. Außerdem lernen die Kinder, dass es völlig unwichtig ist, was die anderen Leute sagen. Alle nennen Tommy einen Angsthasen und trauen ihm nichts zu, aber dennoch gelingt es ihm, mit seinen Ängsten fertigzuwerden.

In einer späteren Auflage trägt das Buch den Titel "Tommy und der Beschütz-Mich-Hund". Mir persönlich gefällt jedoch der erste Titel besser.
Wer die Bücher von Laura und ihrem Stern kennt, der wird Tommy schon lange als Lauras kleinen Bruder erkannt haben.

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