Montag, 3. Juni 2013

"Das Leuchten im Stein" von Paula Fox

 
Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1995
Dieses Buch erzählt die Geschichte des kleinen Justin. Er lebt mit fünf Geschwistern und seinen Eltern in einem alten Farmhaus. Aber Justin ist anders als seine Geschwister. Er ist sehr sensibel, nachdenklich und ängstlich. Er fürchtet sich nicht nur vor den Hänseleien seiner Geschwister, sondern zum Beispiel auch vor Gegenständen im Haus: Vor den vielen dunklen Winkeln, Ecken und Schränken. Ganz besonders fürchtet sich Justin jedoch vor dem blauen Mansardenzimmer und einer Quelle im Garten.
Justin mochte das Dachgeschoß überhaupt nicht, vor allem wegen der blauen Mansarde gleich gegenüber von der Rumpelkammer...Die Wände und die Decke waren in solch grellem Blau gestrichen, dass Justin das Gefühl hatte, das ganze Zimmer kreischte ihn an, wenn er bloß hineinschaute.
Justin hat sehr viel Phantasie. Er macht sich über alle Dinge Gedanken und malt sich immer das Schlimmste aus. Sein "Anderssein" wird auch dadurch deutlich, dass er durch die vielen unterdrückten Ängste völlig emotionslos und versteinert geworden ist. Seine Geschwister nennen ihn "Steingesicht". Die englische Originalausgabe trägt daher den Titel: the stone faced boy. Justin leidet sehr darunter und es ist sein größter Wunsch, wieder Emotionen zeigen zu können. Aber es gelingt ihm nicht. Er fühlt sich in sich selbst gefangen. Eines Tages bekommt die Familie Besuch von einer alten Tante. Diese Tante Harriet ist die erste Person, die sofort merkt, dass mit Justin etwas nicht stimmt. Sie behandelt ihn anders als seine Geschwister und schenkt ihm einen Stein - als Symbol für Stärke und Kraft. Justin muss für Tante Harriet sein Zimmer räumen - und die Nacht in der blauen Mansarde verbringen. Er fühlt sich allein und verlassen und hat furchtbare Angst. In der Nacht kommt seine kleine Schwester Serena, die Justin von allen seinen Geschwistern am liebsten mag, zu ihm. Sie fleht ihren Bruder an, nach ihrem Hund zu suchen, der weggelaufen ist. Justin schaudert schon bei dem Gedanken an den dunklen Garten und die gefährliche Quelle. Aber nichts kann schlimmer sein, als die Nacht allein in der blauen Kammer zu verbringen. Also nimmt er allen Mut zusammen und macht sich auf die Suche. Tatsächlich wagt Justin sich Schritt für Schritt in den dunklen Garten vor. Oftmals glaubt er, seiner Angst zu erliegen und will umkehren. Aber dann denkt er an Serena, die ihrem älteren Bruder vertraut und hoffnungsvoll auf ihn wartet. Außerdem hat Justin den Stein bei sich, der ihm auf seltsame Weise Kraft zu schenken scheint. Und so gelingt es ihm tatsächlich, den Hund zu finden und zu seiner Schwester zurückzubringen. Auf dem Rückweg hat Justin schon wesentlich weniger Angst. Alles was ihn auf anfangs erschreckt hat, erscheint ihm nun weniger furchteinflößend. Zuhause erkennt jedoch nur seine Tante, was es für Justin bedeutet hat, diesen "Nachtspaziergang" zu machen. Sie weiß, dass Justin einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hat, und sie vermittelt ihm, dass sie sehr stolz auf ihn ist.
Du musst Angst gehabt haben. Wie oft hast du daran gedacht, einfach kehrtzumachen und heimzulaufen und Serena irgendeine Geschichte zu erzählen. Aber du bist nicht ohne den Hund zurückgekommen. Du hast Serena keine Geschichte erzählt. Vergiss das nicht. Ich werd's nicht vergessen.
Obwohl das Buch nicht aus der Ich - Perspektive erzählt wird, werden alle Gedanken und Gefühle von Justin genau beobachtet und sehr detailliert und feinfühlig beschrieben. Paula Fox, die übrigens vor wenigen Wochen ihren 90. Geburtstag gefeiert hat, ist eine großartige Beobachterin. Kinder in problematischen Situationen sind das Hauptthema ihrer Kinderbücher. Leider wurden viel zu wenige ihrer Kinder und Jugendbücher ins deutsche übersetzt. Es lohnt sich aber auch, die englischen Originale zu lesen. Wer etwas mehr über das aufregende Leben von Paula Fox erfahren möchte, dem empfehle ich: „Die vielen Leben der Paula Fox“ von Bernadette Conrad. Ein sehr einfühlsamer und spannender Lebensbericht – erschienen im Verlag CH Beck.

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    das klingt nach einem süßen Buch für Kinder die selbst viel Angst haben. Danke fürs Vorstellen.

    LG Conny/Solitary

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