Montag, 24. Juni 2013

Kindertheater ohne Kind

Kiebich und Dutz von F.K.Waechter im Schauspiel Frankfurt





Heute war ich das erste mal ohne Kind im Kindertheater. Ich habe mir Kiebich und Dutz von F.K.Waechter angeschaut, weil ich durch einen Beitrag einer Kinderbuch-blog Kollegin neugierig geworden war. Und zwar durch diesen:
http://vorgelesen.wordpress.com/2012/07/28/kiebich-und-dutz/
Außerdem hatte ich ihr auch versprochen, mir das Stück mal anzusehen. Leider gab es dann nur noch Vormittags Vorstellungen - und da ist das Söhnchen in der Schule. Aber "Ersatzkinder" hatte ich ja genug, denn mit mir waren noch drei Grundschulklassen da.
Durch die Rezension des Buches war ich bestens vorbereitet und werde deswegen auch zur Entstehungsgeschichte und zum Inhat gar nicht viel sagen - kann man alles auf "vorgelesen" nachlesen.
Nur so viel: Kiebich und Dutz leben in einer kleinen Schachtel, zu zögerlich und ängstlich, um das Leben draußen zu entdecken. Ihr "Fenster" nach draußen ist ein Comic über den kleine Jungen Raki, der trotz anfãnglicher Angst tapfer wird und Abenteuer erlebt. Das Bühnenbild von Nele Wangorsch ist wirklich großartig. Allein dafür lohnt es sich schon, das Stück anzuschauen. Es hätte allerdings auch von Claes Oldenburg stammen können: eine riesige Himbeere, ein Streichholz in Manneslänge,
ein großer Spaghettiberg, ein Kronenkorken groß wie eine dart Scheibe - alles überdimensioniert und
sehr wirkungsvoll. Die beiden Darsteller mit Clownsnasen philosophieren in ihrem 
Schachtelgefängnis über allerlei: Was ist eigentlich das Leben, was ist wirklich real und was nicht, wer sind wir, woher kommen wir usw. usw.Unterbrochen immer wieder von klassischen Clownereien und kleinen Tänzen mit sehr viel ...sorry...Gefurze. Letzteres kam bei meinen jungen "Mitguckern" natürlich super an. Der Saal tobte auch noch beim x-ten mal.
Nach einer Weile traut sich Kiebich doch noch aus der Schachtel heraus - der ängstliche Dutz zögert. "Lass ihn doch da - geh doch allein!!" schrie das Publikum. Dabei fand ich Dutz die viel sympatischere Figur. Gerade als die Geschichte nun spannend zu werden versprach, war sie auch schon fast zuende. 
Es kam noch zu einer Begegnung mit einem  Riesenhamburger, der von Konsum über fast food bis hin zu unwürdigen Arbeitsbedingungen wohl alles Böse schlechthin symbolisieren soll und es
auf den armen Kiebich abgesehen hat. Überhaupt nicht nachvollziehbar für die Kinder natürlich, die nur "lecker, lecker, will ich auch!" riefen. Mit diesem bösen Monsterburger kommt es in den letzten 
Minuten zu einem Showdown. Jedoch derart absurd und überzogen, dass es selbst die hartgesottenen Grundschüler extrem schockiert hat. 
Also, kurzum - mir hat es nicht so gut gefallen. Es ist ein sehr surreales, manchmal extrem
klamaukiges, tragisch- komisches Spiel, dass glaube ich nur wenig von dem transportiert, was es ursprünglich sollte. Und das kindliche Publikum vielleicht manchmal amüsiert, aber nicht wirklich erreicht.

Allerdings hat Nele Wangorsch neben dem tollen Bühnenbild auch noch ein Malheft für Kinder zu dem Stück kreiert, in der sie die Geschichte des Comics erzählt, welches Kiebich immer ließt. Das finde ich ganz toll gelungen und sehr schön. So hatte mein Sohn doch noch etwas von dem Stück.






1 Kommentar:

  1. Oh, das Begleitheft sieht aus der Ferne wirklich schön aus! Vielen Dank für deinen Bericht!
    Das Zusammentreffen mit dem Bösen scheint wirklich ein "Schwachpunkt" des Stückes zu sein. Da unterscheiden sich ja auch schon der Stücktext und die Verfilmung - im Text ist es ein Jahrmarktbesitzer, im Film ein Fernseher. Und diese Variation benutzen die Autoren scheinbar immer, um das Stück zu aktualisieren. Aber vielleicht liegt darin ja auch ein Reiz: was Kinder momentan gut finden (den Fernseher identifizieren sie ja auch nicht als böse), schadet ihnen (so wie der Hamburger). Das ist aber vlt eine zu erwachsene Idee ... und wenn das Stück so an den Kindern vorbei geht, ist das wirklich schade.

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