Montag, 31. März 2014

Kopfüber

Letzte Woche habe ich mir im Rahmen der Schulkinowochen noch den Film "Kopfüber" von Bernd Sahling angeschaut. Das große Europa Kino der  E-Kinos an der Frankfurter Hauptwache war erfreulicherweise fast vollständig besetzt.


Ich hatte von dem Film, in dem es um das Thema ADHS geht, bereits gehört und war sehr gespannt, zumal der Film auf den eigenen Erfahrungen des Regisseurs als Betreuer eines Jungen beruht.
Sascha (grandios gespielt von Marcel Hoffmann... im anschließenden Filmgespräch erfahren wir, dass Marcel wohl ähnliche Erfahrungen gemacht hat wie Sascha) "eckt" an.


Er ist schlecht in der Schule, kann in der fünften Klasse kaum Lesen und Schreiben, klaut im Supermarkt, rebelliert und macht krumme Geschäfte mit seinen älteren Geschwistern.


Nur die Ausflüge mit seiner Freundin Elli, auf denen die Kinder verschiedene Geräusche aufnehmen und sammeln, und das Reparieren alter Fahrräder bereiten ihm wirklich Vergnügen und entspannte Momente.


Die alleinerziehende Mutter, liebevoll besorgt, aber völlig überfordert, wendet sich an das Jugendamt und Sascha bekommt den Erziehungshelfer Frank zur Seite gestellt - im wahren Leben war eben dieser Erziehungshelfer der Regisseur Bernd Sahling. Zuerst ist Sascha skeptisch, aber nach einem gemeinsamen Bootsausflug beginnt er, langsam Vertrauen zu fassen. Frank schlägt der Familie vor, die Ursachen für Saschas Unkonzentriertheit und Ausraster medizinisch abzuklären. Eine Ärztin stellt zum ersten Mal die Diagnose ADHS und schlägt therapeutische Sitzungen und eine Behandlung mit Ritalin vor.
Bereits nach der ersten Tabletteneinnahme verändert sich Sascha. Er ist nur noch müde und lustlos. Selbst seine Freundin Elli kann ihn nicht mehr aufheitern. In der Schule jedoch verbessern sich seine Leistungen innerhalb kürzester Zeit extrem, was ihn auch sehr stolz macht. Leider bleibt der Fokus des Films aber auf den negativen Effekten des Medikaments und zeigt, wie Saschas eigentliche Persönlichkeit immer mehr verschwindet.
Es handelt sich hier ja um eine tatsächlich passierte Geschichte, aber trotzdem hätte ich mir bei dieser Thematik eine etwas differenziertere Darstellung gewünscht. Das Ende, nämlich die Tabletten wegzuschmeißen und ganz plötzlich wieder glücklich mit Elli über die Felder zu radeln - das war mir persönlich zu schnell und zu einfach.

Die jungen Zuschauer im Kino waren anderer Meinung. Im anschließenden Gespräch mit dem Regisseur zeigten sie sich durchweg begeistert.

Regisseur Bern Sahling im Filmgespräch mit den Kindern

 
Sie fanden den Film "schön, aber auch traurig", spannend und vor allem auch lustig. Besonders interessiert waren sie natürlich daran, wie es mit dem "echten" Sascha weitergegangen ist und waren glücklich zu hören, dass dieser mit viel Leistungssport seine Probleme gut im Griff hat und inzwischen zufrieden in einem Fahrrad Geschäft arbeitet.

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