Heute ging es richtig los mit dem Lucas Kinderfilmfestival.
Der erste Film begann schon um 9.00. So
früh bin ich noch nie im Kino gewesen. „Das Pferd auf dem Balkon“ war ab 8
Jahren empfohlen, so dass sich hauptsächlich Grundschulkinder mit mir in der
Vorstellung befanden.
Meine beiden kleinen Sitznachbarn waren erst einmal alles
andere als begeistert. Die Kinder bekommen Bewertungskarten für die Filme, um
am Ende des Festivals den Publikumsliebling zu ermitteln. „Dem Film gebe ich gleich
mal die Note 6,“ beschlossen sie schon vor Filmbeginn. „Aber warum denn?“ fragte
ich vorsichtig. „Na, der ist ja nicht in 3D“ war die ebenso überraschende wie
einleuchtende Antwort. Aber nach
anfänglichem Kichern und Späßen in den ersten Minuten waren die beiden, ebenso
wir die restlichen Kinder im Kino, vollkommen gefangen genommen von diesem
Film.
Der Junge Mika hat das Asperger Syndrom. „Wenn Sachen nicht
so laufen, wie ich es gewohnt bin, dann werde ich sehr wütend“, sagt er über
sich selbst. Seine alleinerziehende Mutter (toll gespielt von Nora Tschirner)
und die alte Nachbarin kümmern sich liebevoll um ihn und nehmen Rücksicht auf
seine Eigenheiten und Rituale. Aber in der Schule tut Mika sich schwer damit,
Freunde zu finden. So verbringt er seine Zeit zuhause mit der elektrischen
Eisenbahn und in der Welt der Zahlen, für die er eine große Begabung hat. Nur
das Nachbarsmädchen Dana zeigt Interesse an Mika und verteidigt ihn gegenüber
den Jungen aus seiner Schule. Eines Nachts sieht Mika ein leibhaftiges Pferd
auf dem Balkon im Haus gegenüber stehen. Gemeinsam mit Dana geht er der Sache
auf den Grund und lernt Sascha kennen, einen Mathematikprofessor, der das Pferd
gewonnen hat und nun nicht weiß, wie er es wieder loswerden soll.
Was macht das Pferd in der Wohnung? |
Schnell wird klar, dass Mika eine ganz besondere Beziehung
zu dem Tier hat und sich zum ersten mal in seinem Leben richtig öffnen kann.
Gemeinsam mit Dana kämpft er darum, das geliebte Tier behalten zu dürfen.
Sascha möchte es lieber zu Geld machen, um seine Spielschulden bei zwei
finsteren Gestalten zu begleichen. Die abenteuerliche Geschichte spitzt sich
zum Ende hin vielleicht ein bisschen zu sehr Richtung „Krimi - Komödie“ zu, aber die Figuren
sind durchweg toll getroffen und die Geschichte besticht gerade durch ihre
manchmal leicht surrealen Züge und Bilder. Angesiedelt im winterlichen Wien
erwärmt sie das Herz und lässt schon vorweihnachtliche Gefühle aufkommen.
Mika wird alles zu viel |
Am Ende des Films konnten die kleinen Zuschauer Fragen an
den anwesenden Regisseur Hüseyin Tabak stellen. Davon machten sie reichlich
Gebrauch. Die Fragestunde hätte wohl noch ewig weitergehen können. Auch die wichtigste Frage ("Wie habt ihr das Pferd auf den Balkon gekriegt?") wurde natürlich beantwortet. Meine
kleinen Sitznachbarn haben jedenfalls mächtig mit Mika mitgefiebert und am Ende
zweimal Note 1 vergeben!
Da konnte ich mich nur anschließen. Also sehr empfehlenswert
und ab nächster Woche auch im Kino – übrigens meiner Meinung nach durchaus auch
für Kinder unter 8 geeignet.
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